Kurze Vorgeschichte
Bonne Ruys (1865-1950) war mit Engelina Gijsberta Fledderus (1872-1935), eine Pfarrerstochter aus Hellendoorn verheiratet. Die Familiengeschichte reicht bis ins 12. Jahrhundert.
Bonne stammt aus einem Handelsgeschlecht in Kampen. Als er 6 Jahre alt war, zog die Familie nach Dedemsvaart.
Sein Schwager Arend Berends in Dedemsvaart hatte das Haus Moerheim (Moorheim) mit 10 Hektar Land gekauft und bot Bonnes Vater an, Haus und Ländereien zum gleichen Preis zu übernehmen.
Bonne besuchte nach der Grundschule die „Französische Schule“ (Mittelschule in Kalkwijk.
Ab seinem 10. Lebensjahr schon deutete Bonne an, dass er Gärtner werden möchte. Mit seinem Busenfreund Francois van der Elst besuchte er regelmäßig die Baumschule von Herrn Jongkindt Koninck.
Der Einfluss von Herrn Jongkindt Koninck
Die Schulzeit war für Bonne sehr mühsam, dem Vater war schon bald klar, dass die Mittelschule nicht Bonnes Ding war. Auf Anraten von Herrn Jongkindt Koninck schickte er seinen Sohn auf ein Internat in Brüssel. Wenn er Gärtner werden möchte, wäre es angebracht, mehrere Fremdsprachen zu beherrschen, meinte Jongkindt Koninck und Gelegenheit dazu war reichlich da auf diesem Internat. Erst 1882 willigte Bonnes Vater ein, dass er als Lehrling in der Baumschule von Jongkindt Koninck anfing.
Herr Jongkindt Koninck nannte seine Gärtnerei „Tottenham“, weil er ein Jahr in der Gärtnerei von Thomas S. Ware gearbeitet hatte, der damals eine große Gärtnerei in Tottenham besaß.
Erste Lehrjahre von Bonne Ruys
Anfang 1885 fuhr Bonne nach England, in die Gärtnerei von Thomas S. Ware. Auch in Deutschland hat Bonne in mehreren Gärtnereien gearbeitet, leider meistens nur für kurze Zeit.
Im Alter von 20 Jahren bewarb er sich um die Stelle eines Chefgärtners bei Herrn M. Rahder, Baumzüchter in Hoogeveen. Nach einigen Monaten erkrankte Herrn Rahder schwer und er bat Bonne, den Betrieb zu übernehmen.
Bonne hatte aber noch keine Ohren danach, er meinte, er sei noch zu jung für einen eigenen Betrieb und wollte vor allem seine Kenntnisse über die Kultur von Obst und Gemüse, aber auch sein Wissen über Samenzucht und Saathandel vergrössern.
Nach Hoogeveen bekam Bonne einen Platz bei der Firma Gebr. Van Namen in Zwijndrecht.
Anfang der Gärtnerei
November 1887 hielt Herrn Van Namen einen Vortrag in Dedemsvaart über Hortikultur. Er wohnte die Tage bei Bonnes Vater und sprach ihm gegenüber die Verwunderung aus, dass Bonne nie von einem eigenen Betrieb in Dedemsvaart sprach. Nach Herrn Van Namen wäre der Boden sehr geeignet für sowohl die Samenzucht als auch für die Gemüsekultur.
1888, d.15. März startete Bonne , 22 Jahre alt, mit einer Gärtnerei in Dedemsvaart, er nannte sie „Moerheim“, nach seinem Elternhaus. Im Grunde wusste er keinen besseren Namen.
Eigentlich wollte er hier anfangs gar keine Gärtnerei starten, wegen der schlechten Infrastruktur. Durchschlaggebend war letzten Endes die Bodenqualität.
Moerheim Riesen Schoten
Im ersten Jahr der Gärtnerei Moerheim kaufte Bonne eine Partie Gemüsesamen bei der Firma Dippe in Quedlingburg. Zum Ausprobieren! Es handelte sich um eine neue Hülsenvarietät, nämlich um den „Grauer Riesenschnabel“. Eine Sorte mit lila Blumen, aber im Sommer stellte sich heraus, dass ein Teil weiße Blumen hatte, auch waren die Hülsen sehr lang und breit. Mit einigen Erbsen, die meisten waren von den Vögeln gefressen, fing Bonne eine Zucht an.
Seine Vermutung, dies könne wohl etwas Besonderes werden, wurde wahr. 1892 hatte Bonne schon soviel davon gezüchtet, dass er mit der Firma Schmidt in Erfurt gute Geschäfte machen konnte. Die Firma Schmidt, ein großes Saathaus, gab sich sehr viel Mühe, mit neuen Sorten Obst- und Gemüsesamen. So macht sich Bonne einen Namen als Saatzüchter und Saathändler.
Neue winterharte Pflanzen
1902 brachte Bonne eine neue Pflanze auf den Markt: die Aubrieta Hybr. Moerheimi (er hatte sie kurz davor in einem kleinen Beet mit Sämlingen angetroffen, mit großen Blumen in einer klaren rosa Farbe). Diese Pflanze zeigte er auf der Temple Show in London, wo sie mit einem „Award of Merit“ ausgezeichnet wurde.
Ein Konflikt mit einem Partner der Gärtnerei Jongkindt Coninck führte dazu, dass Pflanzen in der Fachliteratur eine klare Umschreibung und Benennung erhielten. Am Anfang stand der Konflikt um die „doppelte weiße Campanula Persicifolia“. Bonne wollte als erster diese Pflanze auf den Markt bringen. Sollte die Gärtnerei Jongkindt Coninck sie trotzdem als erste verkaufen, dann nur dem Namen „Moerheimi“. Leider stellte sich heraus, dass sie schon unter einem anderen Namen in deren Katalog geführt wurde. Am Ende gelang es Bonne aber nach einem mühsamen Streit, seinen Willen durchzusetzen. Was die „Moerheim Riesenschote“ für die Saatzucht war, wurde die „Campanula Moerheimi“ für die winterharten Pflanzen. Beide sorgten dafür, dass der Name „Moerheim“ weltweit bekannt wurde.
Rabatten
Die Rabatten-Idee wurde um 1900 von Bonne ausführlich in seinem Katalog beschrieben. In England wurde sie die „Herbaceous-Rabatten-Idee“ genannt (von William Robinson und Gertrude Jeckyll). Bonne umschrieb der Begriff so: „man pflanze kleine Gruppen derselben Sorte zusammen, achte dabei auf die verschiedenen Blütezeiten übers Jahr, die höchsten dicht an, sogar zwischen den Stauden, die niedrigeren weiter nach vorne, die auf diese Weise so einen ganz natürlichen Übergang zum Rasen bilden“. Im Jahre 1913, im Jubiläumsjahr, schrieb Bonne, dass der Gebrauch von winterharten Pflanzen immer mehr zunähme, besonders in den sogenannten „Rabatten“. Durch den Ersten Weltkrieg kam der Handel mit Deutschland völlig zum Erliegen. Im Hinblick auf die geringeren Einkünfte wurde 1916 eine Abteilung Gartenarchitektur in der Gärtnerei ins Leben gerufen, zwecks Beratung der Kunden bei der Wahl und der Zusammenstellung der Pflanzen in Gärten und Parkanlagen.
Haus Moerheim
Auch im Haus Moerheim gab es notwendige Eingriffe. Der vorhandene Raum war ungenügend, ein geeignetes Mietshaus war nicht vorhanden, es lag auf der Hand neuzubauen. Das neue Haus wurde neben den Büroräumen der Gärtnerei hochgezogen. Ursprünglich waren da die Kartoffelmieten und ein großer Heuhaufen.
Das Haus wurde von dem Architekten K.A.Hakkert gebaut und erhielt den Namen „Nieuw Moerheim“ (jetzt „Huize Lelingbo“). Bis 1928 hat die Familie hier gewohnt.
Krone auf dem Schaffen von Bonne Ruys
Im Leben von Bonne Ruys hat die Suche nach und die Züchtung von Neupflanzen eine immense Rolle gespielt. Anfangs war sein Sortiment klein, durch Kreuzungen gelang es ihm, Varietäten zu finden, mit denen er sich, vor allem im Vereinten Königreich, regelrecht einen großen Namen gemacht hat. So fügte er den bestehenden Sorten noch über 100 Sorten zu, von denen auch heute noch viele verhandelt werden: u.a. Delphinium Moerheimi, Astilbe Betsy Couperus, Phlox Spitfire.
Ab d. 31. August 1904 durfte die Gärtnerei Moerheim sogar den Titel „Hoflieferant“ führen. Sie hatte die Königlichen Gärten von Soestdijk und Het Loo erfolgreich beliefert.
Quellen:
• „Memoiren von Bonne Ruys“ 1865-1950
• „Mien Ruys, ein Leben als Gartenarchitektin“ Bonica Zijlstra
• „Mein Gärtner“ Mien Ruys
Gärtnerei Moerheim
Im Jahre 1888 wurde die Gärtnerei Moerheim von Bonne Ruys, dem Vater von Mien Ruys gegründet. Zu jener Zeit interessierte man sich immer mehr für Stauden und Moerheim machte sich einen großen Namen bei der Zucht von neuen winterharten Pflanzen.